Josef Viktor (Peppo) Mühlstein, geboren 1903 im nordböhmischen Brüx (Most), wächst in einer deutschsprachigen jüdische Familie auf. Nach der erzwungenen Abtretung der Sudetengebiete an Nazi-Deutschland, flieht die Familie Mühlstein 1938 nach Prag. Die Bemühungen um Auswanderung scheitern mit dem deutschen Einmarsch in die restliche Tschechoslowakei am 15. März 1939. Peppo entscheidet sich für eine illegale Auswanderung nach Palästina, die am 30. April 1939 in Prag startet und unter lebensbedrohlichen Umständen - die Briten beschießen das Flüchtlingsschiff beim Versuch der Landung in Palästina - mehr als vier Monate dauert. Peppo ist schließlich in Tel Aviv in Sicherheit, als freier Mensch in "Erez Israel", kann allerdings in der neuen Heimat nicht Fuß fassen. 1946 kehrt er in die Tschechoslowakei zurück und zieht in sein Elternhaus in Most ein, wo der Junggeselle bis zu seinem Tod 1978 lebt.
Peppos Fluchttagebuch von 1939 fand sich in seiner Hinterlassenschaft. Sein Neffe Dr. Jan Mühlstein, geboren 1949 in Most, hat es übertragen und liest daraus. Der Vorsitzende der Münchner Liberalen jüdischen Gemeinde Beth Shalom, selbst als junger Mann nach der Niederschlagung des Prager Frühlings nach Deutschland emigriert, engagiert sich heute in der Flüchtlingshilfe.
Weitere Informationen: http://www.mahnmal-st-nikolai.de/?page_id=18.
Der Eintritt ist frei.
Eine Veranstaltung des Mahnmal St. Nikolai in Kooperation mit der Kirchlichen Gedenkstättenarbeit an der KZ-Gedenkstätte Neuengamme statt.