
Der Tod des Vaters gibt der Erzählerin den Anstoß, die eigene Familiengeschichte zu beleuchten: Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis zwischen Vater und Tochter, die einen langen und schmerzhaften Weg zurücklegen mußten, bis sie zueinander finden können.
Der Vater – aus liberaler jüdischer Familie in Pommern stammend – emigriert 1937 mit seiner protestantischen deutschen Ehefrau nach Palästina. Nach einigen Totgeburten bekommt das Paar schließlich doch noch Nachwuchs: in Tel Aviv kommt die Erzählerin Henrietta zur Welt. Als »halbe Jüdin« wächst diese in Israel auf, zwischen Weihnachtsbaum und Chanukka-Leuchter. Nach Abitur und Militärdienst zieht sie es nach Deutschland, um im »Land der Täter« Medizin zu studieren.
Erst im Rahmen ihrer psychoanalytischen Ausbildung kann für Henrietta die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit beginnen, mit der deutschen Geschichte, den bewegten Lebenswegen ihrer Eltern und Vorfahren. Die Familiengeschichte ergründet die Autorin vor allem im Zwiegespräch mit dem Vater und allmählich vertieft sich eine Freundschaft; die Fremdheit zwischen ihnen schwindet.
Auch nach dem Tod des betagten Vaters erforscht Henrietta ihre und seine Lebensgeschichte weiter und sie begegnet Menschen aus seiner deutschen Vergangenheit, die das Bild des Vaters erweitern. Das Buch beschreibt eine deutsch-jüdische Familiengeschichte, ergründet die eigene Herkunft und ist nicht zuletzt eine Liebeserklärung an den Vater, an »Leonidas«.
Die Ärztin und Psychoanalytikerin Gabriele Meyer, geboren und aufgewachsen in Israel, mit Stationen in Malmö und München, lebt und arbeitet in Hamburg.
Gastgeberin ist Stella Jürgensen.