»Deswegen bemüht sie zur Beschreibung der Familie das Bild der Hydra, jener mehrköpfigen Wasserschlange, der die Köpfe nachwachsen, sobald sie abgeschlagen werden. Es ist ein Bild, das den ausweglosen Kampf symbolisiert, den die Tochter angesichts der Alzheimer-Erkrankung ihres Vaters, des Holocaust-Überlebenden, antreten muss.« (F.A.Z.)
Mit außergewöhnlichem Gespür für Innenwelten erzählt Cécile Wajsbrot die Geschichte einer Frau, die in der Betreuung ihrer kranken Angehörigen sich selbst abhandenzukommen droht. Sie evoziert die schmerzhafte Umkehrung der Familienverhältnisse, einer Eltern-Kind-Relation unter vertauschten Vorzeichen. Von den Verlusten des Kriegs und der Erfahrung materieller Not verschont geblieben, muss diese Generation doch mit einem ganz ähnlichen Schmerz leben: zu sehen, wie die Eltern ihr Wissen, ihr Gedächtnis, ihre Sprache, ihre Persönlichkeit verlieren. Lebenden Toten gleich irren sie durch unsere Welt und haben sich doch für immer aus dieser verabschiedet.
Ein einfühlsamer, zutiefst berührender Bericht über die Macht familiärer Bande, den kräftezehrenden Kampf gegen die Hydra Alzheimer und damit auch das Ringen um das eigene Leben.
Cécile Wajsbrot, 1954 geboren, lebt als Romanautorin, Übersetzerin aus dem Englischen (u.a. Virginia Woolf) und Deutschen (u.a. Marcel Beyer, Wolfgang Büscher) sowie als Essayistin in Paris und Berlin. Auf Deutsch u.a.: ›Aus der Nacht‹ und ›Nocturnes‹. Cécile Wajsbrot war 2007 Gast des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Gelesen wird Deutsch und Französisch.
Gastgeberin ist Marion Kollbach.
In Kooperation mit dem Institut français