Los Gauchos Judíos (1910) gilt als Gründungstext der jüdisch- lateinamerikanischen Literatur. Sein Autor, Alberto Gerchunoff (1884–1950), dokumentierte mit diesen Erzählungen die Anfänge der jüdischen Kolonien, die ihre jüdischen Wurzeln mit der Wiederentdeckung der historischen Lebensform als Bauern und Hirten zurückgewinnen wollte – ohne ‚Heimkehr‘ nach Palästina. Von Modernismus und Naturalismus geprägt, erinnern Gerchunoffs Erzählweise und sein Humor an seine großen Vorbilder Cervantes und Heine. Erst seit wenigen Jahren gibt es eine deutsche Übersetzung.
In Argentinien, dem ursprünglichen Refugium der Gauchos, entstand mit der jüdischen Einwanderung auch Musik, geprägt von Sinnlichkeit und talmudisch geschultem Denken. So haben die jüdischen Gauchos (Musiker wie Literaten) zusammen mit den ursprünglichen Gauchos (Landarbeiter und Indios) an der Entstehung der argentinischen Folklore mitgewirkt und einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität des Landes geleistet.
Lucian Plessner spielt in unserem Salon virtuose Stücke dieser argentinischen Folklore und liest aus den Erzählungen Gerchunoffs. Der international erfolgreiche Konzertgitarrist war Schüler des argentinischen Großmeisters Eduardo Falú, der sein Spiel als das eines „waschechten Nordargentiniers“ bezeichnete.
Gastgeberin ist Barbara Guggenheim.