Lea Goldberg (1911-1970), eine der berühmtesten Dichterinnen Israels, schrieb 1935 unmittelbar nach ihrer Emigration nach Palästina ihren Roman Verluste – Antonia gewidmet. Goldberg, die Anfang der Dreißiger Jahre in Berlin studiert hatte, entwirft um ihre Hauptperson, den ostjüdischen Dichter Elchanan, ein facettenreiches Porträt jüdischen Lebens im Berlin von 1932, das bereits von der Bedrohung des heraufziehenden Nationalsozialismus gezeichnet ist. Die damit einhergehende Erfahrung von Opfern und Verlusten findet – wie der Titel ankündigt – eine besondere Zuspitzung in dem Verhältnis zwischen dem Protagonisten Elchanan und dessen deutscher Freundin, der Studentin Antonia.
Der Roman, dessen Sprache – aus der hebräischen Bibel erwachsen – von fast archaischer Schlichtheit und doch zugleich poetischer Dichte und Emotionalität ist, wurde erst 2010 posthum in Israel publiziert. Seit kurzem liegt er nun in der Übersetzung von Gundula Schiffer auch auf Deutsch vor (Arco Verlag, 2016).
Gundula Schiffer, geboren 1980, lebt als Literaturschaffende und Übersetzerin aus dem Hebräischen, Französischen und Englischen in Köln. Sie promovierte über die Poesie der Psalmen in der Übersetzung von Moses Mendelssohn. Für ihre Arbeit an „Verluste-Antonia gewidmet“ erhielt sie 2014 das erste Nachwuchsstipendium der Kunststiftung NRW für literarisches Übersetzen.
Gastgeberin ist Friederike Heimann.