Und auf den Strassen die Säcke der Reisenden / Und die Sprache fremden Lands“ (Lea Goldberg „Tel Aviv 1934“)
Zwei Sprachen, zwei kulturelle Identitäten? So einfach ist es nicht. Es gibt ein „Dazwischen“, eine Zone des Unbenennbaren, des Schweigens zwischen den Sprachen. Umso mehr, wenn ein durch Emigration und Vertreibung erzwungener Sprachwechsel hinzukommt – ein heute wieder höchst aktuelles Thema.
Ausgehend von Paul Celans Rede vom „Gegenwort“ hat Lina Barouch mit dem Begriff einer „Gegensprache“ das Schreiben der drei deutsch-jüdischen Autoren Gershom Scholem, Werner Kraft und Ludwig Strauss im sprachlichen Spannungsfeld zwischen Deutsch und Hebräisch untersucht. Alle drei waren – wie Scholem 1923 freiwillig oder wie Kraft und Strauss nach 1933 gezwungenermaßen – aus Deutschland ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina ausgewandert. Auf die damit verbundene Sprachkrise antworteten die Schriftsteller und Dichter auf jeweils sehr unterschiedliche Weise mit der einzigartigen Entwicklung einer „Gegensprache“, die dazu verhalf, die Erfahrung der eigenen sprachlichen Marginalisierung im spannungsvollen Verhältnis der zwei Sprachen kreativ zu gestalten. Dabei geht es sowohl um kulturelle Kontaktzonen als auch um Unüberbrückbares zwischen diesen Sprachen.
Lina Barouch, geboren 1974 in Pforzheim, ist Literaturwissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt deutsch-jüdische Literatur und arbeitet im Franz Rosenzweig Minerva Forschungszentrum für deutsch-jüdische Kultur an der Hebräischen Universität in Jerusalem.
Gastgeberin ist Friederike Heimann.
Kooperationsveranstaltung mit dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden.