Stefan Zweigs 1942 erstveröffentlichtes Erinnerungsbuch Die Welt von Gestern entfaltet ein lebendiges Panorama des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts und wird immer noch weltweit gelesen. Wissenschaftler verwenden es vielfach als Quelle, obwohl sie gleichmaßen um das Buch streiten, nicht zuletzt über Stefan Zweigs Umgang mit den historischen Fakten. Der Zweig-Biograph Oliver Matuschek hat diesen Text nun für eine neue Ausgabe erstmals auf der Grundlage von umfangreichem Quellenmaterial mit einem breiten kulturwissenschaftlichen Ansatz erschlossen. Bezüge zur Biographie und zum Werk werden ebenso offengelegt wie die Verbindungen zu Zeitgenossen und politischen Ereignissen. Im Gespräch wird er seine Editionsarbeit und seine Einsichten in Stefan Zweigs Motive vorstellen. Gemeinsam mit Doerte Bischoff wird der zeitgeschichtliche Entstehungszusammenhang betrachtet und die Frage gestellt, wie wir diesen Text heute verstehen können. Diskutiert wird zuletzt auch über die Aktualität dieser „Erinnerungen eines Europäers“ in Zeiten zunehmender Europa-Müdigkeit, weitreichender Flucht-Bewegungen und wieder auflebendem Rechtspopulismus.
Oliver Matuschek ist Historiker und verfasste zahlreiche Bücher über Stefan Zweig, darunter Stefan Zweig. Drei Leben – Eine Biographie (2006).
Doerte Bischoff ist Professorin für neuere deutsche Literatur in Hamburg und Leiterin der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur.
Gastgeberin ist Jasmin Sohnemann.
In Kooperation mit der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur.