(Veranstaltung im Rahmen der Tage des Exils 2018; gefördert durch die Moses Mendelssohn Stiftung)
Elke-Vera Kotowski hat 2017 zehn Länder in Süd- und Mittelamerika bereist, auf der Suche nach Gegenständen, die jüdische Familien in den 1930er Jahren auf dem Weg ins Exil aus Deutschland mitgenommen haben. Als Vertrautes in der Fremde und als Symbol für die verlorene Heimat waren gerade Alltagsgegenstände von hohem ideellen Wert, und Vieles wurde von den nachfolgenden Generationen bis heute aufbewahrt – auf Speichern, in Kellern aber auch in Wohn- und Esszimmern, als Teil der Wohn- und Lebenskultur jüdischer Immigranten zwischen Mexiko-Stadt und Bogota, bis hoch hinauf nach La Paz und an das Ufer des Pazifischen Ozeans in Lima.
Im Salon spricht sie über das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt „di-OdE / digitale Objekte des Exils“, über ihre Erlebnisse während der Reisen und die Geschichten hinter den Dingen – etwa die des in Costa Rica im Gäste-WC entdeckten Handtuchhalters, der bis 1937 in einer Hamburger Wohnung an der Außenalster angebracht war. Im anschließenden Gespräch geht es auch um die Frage, ob und wie solche Objekte des Exils fortan die (digitale) Zeitzeugenschaft übernehmen können.
Elke-Vera Kotowski, Dr. phil., leitet im Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam das Projekt „German Jewish Cultural Heritage“, das sich dem Erkennen, Erfassen und Bewahren von deutsch-jüdischem Kulturerbe im In- und Ausland widmet. Der Begriff des „Kulturerbes“ umfasst das materielle wie geistige Erbe deutsch-sprachiger Juden im neuen Heimatland. Sie arbeitet außerdem für die Moses Mendelssohn Stiftung als Ausstellungkuratorin, zuletzt in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Wien.
Gastgeberin ist Jasmin Sohnemann.
Stofftier aus dem Jüdischen Museum São Paulo, Foto: rechtefrei