Was ist in der Moderne und Post-Moderne noch übrig von Kernkonzepten jüdischer Tradition wie Messianismus, Gesetz, Exil, Erwählung und Erinnerung? Welche veränderte Form und Funktion nehmen sie an? Und (wie) wird Tradition überhaupt noch weitergegeben? Vivian Liska ist diesen Fragen in ihrem aktuellen Buch German-Jewish Thought and its Afterlife anhand der Werke wichtiger deutsch-jüdischer Denker*innen wie Franz Kafka, Walter Benjamin, Gershom Scholem, Hannah Arendt und Paul Celan nachgegangen. Sie zeigt die vielfachen Dialoge und Konversationen jener Denker*innen der Moderne und untersucht die Rezeption und Transformation dieses Denkens in postmodernen Theorien von Maurice Blanchot und Jacques Derrida ebenso wie die Aneignung oder auch Ablehnung bei einigen der bekanntesten Denker an der Schwelle zum 21. Jahrhundert wie Giorgio Agamben, Slavoj Žižek und Alain Badiou. Im Salon gibt Vivian Liska in Vortrag und Gespräch Einblicke in ihre Beschäftigung mit dem wechselhaften Schicksal deutsch-jüdischen Denkens bis in unsere Gegenwart.
Vivian Liska ist Professorin für deutsche Literatur und Direktorin des Instituts für Jüdische Studien an der Universität Antwerpen. Seit 2013 ist sie zudem Gastprofessorin an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zu ihren zahlreichen Publikationen zur Literaturtheorie, der deutschsprachigen Moderne und deutsch-jüdischen Autor*innen gehören u.a. Giorgio Agambens leerer Messianismus (2008) und Fremde Gemeinschaft: Deutsch-jüdische Literatur der Moderne (2011). Bei De Gruyter gibt sie die Reihe „Perspectives on Jewish Texts and Contexts“ heraus.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister.