Im Zusammenspiel von Wort und Klang entsteht die Dichtung und bewegt sich auch der Abend mit Gedichten des russisch-jüdischen Dichters Ossip Mandelstam.
Mandelstam wurde 1891 in Warschau geboren und wuchs in St. Petersburg auf, wo er sich als junger Dichter dem Kreis der Akmeisten um Anna Achmatowa anschließt, der dem herrschenden Symbolismus eine diesseitigere Dichtung entgegensetzte. Die revolutionären Umbrüche seiner Zeit, die gesellschaftlichen und menschlichen Verwerfungen, die damit einhergehen, spiegeln sich in seinem Werk wie in seinem Leben. Zweimal wurde Mandelstam unter Stalin verhaftet. Er verstarb 1938 in einem sowjetischen Gulag.
Für seinen Übersetzer Paul Celan gibt es „kaum einen anderen russischen Dichter seiner Generation, der wie er ‚in der Zeit war‘, mit und aus dieser Zeit dachte“. Mandelstam, dessen Gedichte erst in den sechziger Jahren wieder erscheinen konnten, gilt heute als einer der größten russischen Dichter des 20. Jahrhunderts.
Der Berliner Schauspieler Michael Hanemann, bekannt durch viele Theater- und Filmrollen, wird aus Gedichten Mandelstams – weitgehend in der Übersetzung Paul Celans – lesen.
Der Musikwissenschaftler und Pianist Gottfried Eberle begleitet die Lesung mit Kommentaren zu Mandelstams Biographie sowie im musikalischen Vortrag auf dem Klavier mit Kompositionen von Zeitgenossen des Dichters (u.a. Skrjabin). Überdies wird er einige Gedichte im Original auf Russisch rezitieren.
Gastgeberin ist Friederike Heimann.