Als die deutsche Wehrmacht 1941 Jugoslawien überfällt, beginnt ein Alptraum für die serbischen Juden. Für das, was ihr und ihrer Familie angetan wird, findet Reli Alfandari Pardo erst viele Jahrzehnte später Worte. Anders als Anne Frank, mit der sie heute in Serbien verglichen wird, überlebt sie in Verstecken. Der auf Französisch geschriebene autobiografische Roman ist aus der Perspektive des Kindes, des jungen Mädchens erzählt – mitreißend und emotional tief berührend. Das Buch öffnet eine Tür zu einem kaum bekannten schmerzlichen Kapitel europäischer Geschichte: der Zweite Weltkrieg und die Shoa auf dem Balkan.
Reli Alfandari Pardo ist 1929 in Belgrad geboren und die einzige Überlebende ihrer Familie. Ende der 1940er Jahre wanderte sie nach Israel aus, wo sie heute hochbetagt in der Nähe von Tel Aviv mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln lebt.
Brigitte van Kann, Übersetzerin und Autorin (u.a. Tragödie mit Gesang und Tanz – Die Geschichte des Jüdischen Staatstheaters in Moskau), erfuhr während eines Recherche-Aufenthalts in Belgrad von Reli Alfandari Pardos Erinnerungen und beschloss, sie deutschsprachigen Lesern ans Herz zu legen. Nach einer ersten Begegnung in Israel entwickelte sich ein freundschaftlicher Kontakt zu der Autorin, der schließlich zu der deutschen Publikation führte. Das Buch ist inzwischen auf Hebräisch, Englisch, Serbisch und Deutsch (gefördert von der Hans-Kauffmann-Stiftung) erschienen.
Marina Galic, Ensemble-Mitglied des Thalia Theaters mit bosnisch-jüdisch-kroatischen Wurzeln, wird ausgewählte Passagen des Buches lesen und die Historikerin Magdalena Saiger Daten und Fakten zur Okkupation Serbiens vortragen und so den politisch-geschichtlichen Hintergrund des Romans beleuchten.
Gastgeberin ist Marion Kollbach.