„Moses und Homer“
Griechen, Juden, Deutsche:
Eine andere Geschichte der deutschen Kultur
Buchvorstellung und Gespräch mit dem Autor Bernd Witte
Die jüdische Tradition ist im kulturellen Gedächtnis der Deutschen weitgehend ausgelöscht. Dies ist aufs engste verbunden mit dem Weimarer Klassizismus.
Mit der Begeisterung von Schiller und Goethe für die griechische Antike und ihren sinnlich-schönen Polytheismus wurde die ethische Instanz eines Monotheismus, der das Bilderverbot in den Mittelpunkt gerückt hatte, verdrängt. Der Germanist Bernd Witte hinterfragt die ideologischen Wurzeln, aus denen das kulturelle Selbstverständnis der Deutschen erwachsen ist. Er weist nach, wie von dem Antijudaismus der Weimarer Klassik und dem deutschen „Griechenkult“ eine Spur führt zu Rassen-Antisemitismus und völkischer Mythologie bis hin schließlich zum Nationalsozialismus.
Bernd Witte war von 1994 bis 2010 Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und von 2002 bis 2006 Dekan der philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, er hatte Gastprofessuren in den USA, Israel und Frankreich. Er wurde 2001 Vorsitzender der Internationalen Walter-Benjamin-Gesellschaft (IWBG) und ist Herausgeber u.a. des Goethe-Handbuches sowie der Martin Buber Werkausgabe.
Gastgeber ist Klaus Loebell.