Die Publikation des Briefwechsels zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan im Jahr 2008 galt allgemein als einzigartiges Ereignis für die deutschsprachige Literatur. Die von diesem brieflichen Austausch ausgehende Faszination rührt zweifellos von den Differenzen her, die die Herausgeber*innen als einen „Abgrund“ bezeichnen, der „das Problem von Schreiben und Autorschaft nach Auschwitz in exemplarischer Weise benennt“. Der Briefwechsel gestattet tatsächlich Einsichten in die biographischen, historischen und emotionalen Kontexte, in denen Bachmanns und Celans Lyrik entstand, und wirft ein neues Licht auf die oftmals dunklen und schwierigen Verse von beiden. Ihr Briefwechsel gewinnt vor allem dort an Bedeutung, wo er selbst die Frage nach ihrer Exemplarität als Dichter nach Auschwitz anspricht. Von dieser Fragestellung ausgehend gilt Vivian Liskas Aufmerksamkeit im Vortrag sowohl den Briefen als auch vor allem den Gedichten, in denen diese problematische, wenn nicht tragische Konstellation beider ihren besonderen Ausdruck gefunden hat.
Vivian Liska ist Professorin für deutsche Literatur und Direktorin des Instituts für Jüdische Studien an der Universität Antwerpen. Seit 2013 ist sie außerdem Gastprofessorin an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Zu ihren zahlreichen Publikationen zur Literaturtheorie, der deutschsprachigen Moderne und deutsch-jüdischen Autorinnen wie Autoren gehören u.a. Giorgio Agambens leerer Messianismus (2008) und Fremde Gemeinschaft: Deutsch-jüdische Literatur der Moderne (2011). Bei De Gruyter gibt sie die Reihe Perspectives on Jewish Texts and Contexts heraus. Sie ist Trägerin des Ehrenkreuzes der Republik Österreich für Wissenschaft und Kunst.
Gastgeberin ist Friederike Heimann
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