Ende 1938, nach Jahren zunehmender Entrechtung, emigrierte die jüdische Ärztin Rahel Liebeschütz-Plaut (1884–1993) mit ihrer Familie nach Großbritannien. Sie war 1923 als erste Frau an der Medizinischen Fakultät in Hamburg – und als dritte in Deutschland – habilitiert worden. Bis ihr 1933 die Lehrbefugnis entzogen wurde, arbeitete sie im Universitätskrankenhaus als Dozentin für Physiologie. Mit ihrem Mann, dem Historiker Hans Liebeschütz (1893–1978), und ihren drei Kindern lebte sie in der Neuen Rabenstraße an der Moorweide und in Dockenhuden, pflegte viele Bekanntschaften und war eine aufmerksame Beobachterin der politischen Verhältnisse. Mithilfe von Notizen und Tagebuchaufzeichnungen schrieb sie später ihre Erinnerungen an die NS-Zeit. Sie schildern eindrücklich, wie die jüdische Bevölkerung in Hamburg schrittweise ausgegrenzt, entrechtet und enteignet wurde, wie sich Freunde, Kollegen und Nachbarn abwandten. Doris Fischer-Radizi hat das bewegende Zeitzeugnis von Joachim Bloch aus dem Englischen übersetzen lassen, um eine biographische Darstellung ergänzt und mit einer Einordnung des wissenschaftlichen Werkes von Rahel Liebeschütz-Plaut bei Wallstein herausgegeben.
Die Kuratorinnen der Online-Ausstellung Frauenleben. Werk und Wirken jüdischer Frauen in Hamburg, Sonja Dickow-Rotter, Anna Menny und Anna von Villiez, eröffnen den Abend. Doris Fischer-Radizi stellt Rahel Liebeschütz-Plauts Leben und Werk vor. Joachim Bloch liest aus den Erinnerungen. Abschließend folgt ein Gespräch.
Doris Fischer-Radizi ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und arbeitete bis 2013 niedergelassen in Hamburg. Sie promovierte über Ehe und Sexualberatungsstellen in der Weimarer Republik und forscht aktuell zu Genderaspekten in der Medizin.
Gastgeberin ist Jasmin Sohnemann.
Hinweis zum Veranstaltungsort:
Aufgrund der unbeständigen Wettervorhersage wurde die Veranstaltung von der Kleinen Freilichtbühne im Planten un Blomen in das Warburg-Haus in der Heilwigstraße 116 verlegt. Die von Ihnen bereits gekauften Tickets behalten ihre Gültigkeit. Sie erreichen das Warburg-Haus mit der U-Bahn (U3 und U1, Kellinghusenstraße) oder mit dem Bus (z.B. 22, 25, 26, Kellinghusenstraße oder 19, Maria-Louisen-Straße).
Für die Teilnahme ist eine vorherige Online-Reservierung zwingend erforderlich. Einlass an der Abendkasse ist nicht möglich.