Treffen sich ein jüdischer Schriftsteller, ein deutscher Schäferhund und ein Elfenkönig im Wald und suchen gemeinsam ihren Platz in der Welt. So oder so ähnlich ließe sich der erste Teil von Tomer Gardis jüngst erschienenem Roman Eine runde Sache zusammenfassen. Doch was hat der märchenhafte Roadtrip der kuriosen Gefährten mit der abenteuerlichen Lebensgeschichte des indonesischen Malers Raden Saleh aus dem 19. Jahrhundert zu tun? Erst in der Lektüre offenbaren sich nach und nach die verblüffenden Verbindungen und Parallelen, die Gardi mit erzählerischem Geschick und viel Fantasie zwischen den beiden Geschichten webt.
Halb auf Deutsch, halb auf Hebräisch (letzteres von Anne Birkenhauer wundervoll übersetzt) erkundet Tomer Gardi in seinem dritten Roman mit allen Mitteln der Sprache(n) die Möglichkeiten und Grenzen des Erzählens und stellt die Frage nach Spielraum und Abhängigkeit von Kunst zwischen Geschichte, Gesellschaft, Geld, Macht und kulturellen Zuschreibungen. Ein wilder, schillernder, ebenso komischer wie tiefsinniger Roman jenseits aller Konventionen, der die Rezensent*innen erstaunt, beglückt und nachdenklich zurückließ. Ein Roman mit Ecken und Kanten – und gerade deshalb: eine runde Sache.
Tomer Gardi wurde 1974 im Kibbuz Dan in Galiläa geboren und verbrachte einen Teil seiner Jugend in Wien. Er studierte Literatur und Erziehungs-wissenschaft in Tel Aviv und Berlin. In seinem literarischen Essay Stein, Papier (2011, dt. 2013) befragte er kritisch den israelischen Umgang mit der eigenen, gewaltvollen Gründungsgeschichte. 2016 erschien im Grazer Verlag Droschl sein viel diskutierter erster Roman Broken German. Es folgten Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück (hebr. 2017, dt. 2019) und nun Eine runde Sache (2021). Tomer Gardi lebt in Berlin.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister.
Für die Teilnahme ist eine vorherige Online-Reservierung zwingend erforderlich. Einlass an der Abendkasse ist nicht möglich.