Im Kontext des internationalen Holocaust-Gedenktages zeigt der Jüdische Salon gemeinsam mit dem Abaton Kino die israelisch-deutsche Koproduktion Plan A von Doron und Yoav Paz. Basierend auf historischen Begebenheiten erzählt der Film von jüdischen Racheplänen und Racheakten in der unmittelbaren Nachkriegszeit und schlägt damit ein wenig bekanntes Kapitel der alles andere als bewältigten deutschen Vergangenheit auf: Auf der Suche nach seiner Familie gerät der Überlebende Max (August Diehl) erst an die Jüdische Brigade, die in britischen Uniformen Jagd auf Nazi-Verbrecher macht und dann an die Gruppe „Nakam“ (Rache) um den ehemaligen Partisanen Abba Kovner (Ishai Golan), die sechs Millionen Deutsche mit vergiftetem Trinkwasser umbringen will. Schuld, Strafe, Gerechtigkeit und Loyalität sind nur einige der großen Themen, die der Film verhandelt – stets unter der Leitfrage: Was würdest du tun?
Im anschließenden Gespräch mit Lea Wohl von Haselberg wollen wir darüber sprechen, welche Bedeutung die filmische Darstellung derart ‚unbequemer‘ Geschichten für Gedenkkultur und Geschichtsbild der Gegenwart haben kann. Berührt oder verstört der Film sein Publikum und in welche Traditionen schreibt er sich ein? Lässt sich das verbreitete Bild von Juden als wehrlosen und versöhnungsbereiten Opfern auf diesem Weg revidieren? Macht es einen Unterschied, ob fiktive Rache oder eine ‚wahre Begebenheit‘ auf der Leinwand gezeigt wird? Und wie ist das wohlmeinende Echo der deutschen Filmkritik zu verstehen?
Lea Wohl von Haselberg ist Film- und Medienwissenschaftlerin an der Filmuniversität Babelsberg KONRADWOLF und forscht und schreibt zu deutsch-jüdischen Themen und Erinnerungskultur. Für ihre Promotion Und nach dem Holocaust? (Neofelis 2016) über jüdische Spielfilmfiguren im westdeutschen Film und Fernsehen wurde sie mit dem Joseph Carlebach Preis der Universität Hamburg ausgezeichnet. 2017-2021 leitete sie das Forschungsprojekt „Zwischen Erinnerungskultur und Antisemitismus. Selbstverständnis und Erfahrung jüdischer Filmschaffender in der BRD“, seit 2020 die Nachwuchsforschungsgruppe „Was ist jüdischer Film?“. Sie ist zudem Mitherausgeberin der Zeitschrift Jalta und Mitglied im Programmkollektiv des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Brandenburg, wo Plan A im August 2021 seine Deutschlandpremiere hatte.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister.
Die Kinokarten sind direkt beim Abaton Kino erhältlich: https://www.abaton.de/!Plan%20A
Telefon 040 41 320 320