Was bedeutet es mit 11 Jahren als eine von circa 20.000 jüdischen „Kontingentflüchtlingen“ die alte Heimat Russland zu verlassen und sich eine neue Heimat in Deutschland suchen zu müssen? Wohin gehört man als Schriftstellerin, die auf Deutsch schreibt aber mit Russisch als Muttersprache aufgewachsen ist?
In ihrem autobiografisch geprägten Roman „Wer wir sind“ erzählt Lena Gorelik wie sie ihre Kindheit und die ihr vertraute Welt von einem Tag auf den anderen verlor. Angekommen in Deutschland bemerkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und „die Fremde“ ist. Ein Kind im selbstgeschneiderten Parka, dass die Wörter „so komisch ausspricht“. Die stolze Großmutter, die einst einen Betrieb leitete, ist hier nur noch eine alte Frau ohne Sprache. Die Diplome der Eltern zählen nichts mehr. Das zunächst so fremde Deutsch wird dem Mädchen helfen – beim Erwachsenwerden und bei der Eroberung des erhofften neuen Lebens.
Der Roman schildert, wie sich die Identität der Lena im Roman im Zwiespalt zwischen Stolz und Scham, Eigensinn und Anpassung, Fremdsein und einem Zustand des Dazwischen entwickelt. Aber es ist auch ein Roman, der mit der Verwendung russischer Wörter und Redewendungen wie auch kyrillischer Buchstaben über die Bedeutung von Sprache reflektiert.
Lena Gorelik, geboren 1981 in Sankt Petersburg, kam 1992 zusammen mit ihrer russisch-jüdischen Familie als „Kontingentflüchtling“ nach Deutschland. Sie ging in Baden-Württemberg zur Schule. Nach ihrer Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule in München absolvierte sie den Elitestudiengang „Osteuropastudien“. Ihr Roman „Hochzeit in Jerusalem“ (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der Roman „Mehr Schwarz als Lila“ (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regelmäßig schreibt Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u.a. für die „Süddeutsche Zeitung“ oder „Die Zeit“.
Gastgeber ist Michael Heimann
Für die Teilnahme an der Veranstaltung ist eine vorherige Online-Reservierung auf dieser Webseite oder unter info@salonamgrindel.de zwingend erforderlich.
Bitte beachten Sie, dass das Tragen einer FFP2-Maske Pflicht ist. Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.hamburg.de/coronavirus/14545624/das-ist-erlaubt/