Die lange zu Unrecht verkannte deutsch-jüdische Schriftstellerin und Journalistin Gabriele Tergit (1894 – 1982) schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie autobiographische Erinnerungen. 1933 emigrierte die in Berlin lebende Autorin zunächst nach Palästina, ging aber bereits 1938 mit ihrem Mann nach London, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1982 blieb.
Insbesondere ihr Roman So war’s eben, der 2021 erstmals aus dem Nachlass Tergits veröffentlicht wurde, entwirft ein weitgefasstes, anschauliches Panorama deutsch-jüdischer Geschichte in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts. Mit humorvoller Ironie und viel Sinn für das alltägliche Leben erzählt Tergit von den Schicksalen mehrerer Familien in einem Zeitraum von 1898 bis in die 1950er-Jahre, vom wilhelminischen Kaiserreich bis zum 1.Weltkrieg, von der Weimarer Republik bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und dem 2.Weltkrieg, von Vertreibung, Flucht und Emigration. Sie wolle ihre „ganze blödsinnige Welt von 1932“ einfangen, sagte sie selbst einmal darüber, das Leben ihrer Generation in Berlin mit allen Hoffnungen, Enttäuschungen und Lebensbrüchen schildern, bis hin zu den Vertriebenen und zu den jüdischen Emigranten in London, New York und anderswo.
Nicole Henneberg, Literaturwissenschaftlerin, Literaturkritikerin und freie Autorin, hat sich besonders um die Herausgabe von Gabriele Tergits Werk verdient gemacht und damit für eine postume, inzwischen weit verbreitete allgemeine Anerkennung und Wertschätzung dieser überaus lohnenswerten, lange Zeit fast vergessenen Schriftstellerin gesorgt. Der Schauspieler Steffen Siegmund vom Thalia Theater wird Auszüge aus Tergits Roman So war’s eben vortragen. Durch den Abend führt Marcus Dahmke von der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für Exilliteratur an der Universität Hamburg.
Gastgeberin ist Friederike Heimann.
Der Abend findet statt im Zusammenhang einer Tagung der Universität Hamburg über Gabriele Tergit im Warburghaus vom 22.–23. Juli 2022.
In Kooperation mit der Walter A. Berendsohn Forschungsstelle für Exilliteratur an der Universität Hamburg.
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