Wer sich mit der Erwartung zu dem Abend mit Jakob Hessing aufmacht Witze zu hören, wird enttäuscht werden. Zwar werden einige vergnügliche Geschichten zu hören sein. Doch vor allem geht es Jakob Hessing in seinem Buch, das er im Salon vorstellen wird, um so etwas wie eine bestimmte Art der Mentalität des Jiddischen. Anhand von amüsanten Beispielen aus Geschichten der großen jiddischen Schriftsteller Scholem Alejchem, Mendele Moicher Sforim und Jizchok Leib Perez wird das Jiddische als Sprache des Ostjudentums und zugleich als Sprache einer absurden Welt vorgestellt. Eine Welt, die durch eine Lebensrealität von Armut und Not geprägt war und doch nie vergaß sich in den Synagogen einer besonderen Beziehung zu Gott zu vergewissern. Für Hessing bedeutet der Witz eine Möglichkeit des Jiddschen, um dieser Absurdität zwischen alltäglicher profaner Not und dem Glauben an die Heiligkeit des Jüdischen Ausdruck zu verleihen.
Jakob Hessing, emeritierter Professor für Germanistik an der Hebrew University in Jerusalem, wurde mit Jiddisch als Muttersprache in Polen geboren. Aufgewachsen in Berlin wurde das Jiddische schnell durch die deutsche Sprache verdrängt. Nach dem Abitur wanderte er 20-jährig nach Israel aus und Hebräisch wurde zu seiner neuen Umgangssprache. Er veröffentlichte eine Vielzahl von Büchern, Rezensionen und Fachartikeln in Deutsch und Hebräisch zu literarisch-poetischen wie iteraturwissenschaftlichen Themen.
Gastgeber ist Michael Heimann