Gertrud Kolmar (1894-1943) gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen des 20. Jahrhunderts, dennoch sind viele ihrer Arbeiten bis heute weitgehend unbekannt. Zu ihren Lebzeiten erschienen aus ihrem umfangreichen dichterischen Werk nur drei Gedichtbände: Gedichte, Preußische Wappen und Die Frau und die Tiere. Gertrud Kolmar selbst entschied sich gegen eine Flucht und blieb bei ihrem Vater in Berlin. Sie musste Zwangsarbeit in der Rüstungs-industrie leisten und schrieb nachts an ihren Gedichten. 1943 wurde sie im Verlauf der sogenannten Fabrikaktion deportiert und in Auschwitz ermordet.
Die Autorin Friederike Heimann studierte Germanistik, Politologie und Soziologie an der Freien Universität Berlin. Ihr Schwerpunkt ist deutsch-jüdische Literatur, sie promovierte über Gertrud Kolmar. Seit 2014 engagiert sie sich im Jüdischen Salon am Grindel in Hamburg, wo sie zahlreiche Veranstaltungen organisiert und moderiert hat. In ihrem Buch zeichnet sie ein sehr persönliches und berührendes Porträt einer Frau, die ihr Leben als jüdische Dichterin in Deutschland schmerzlich erfahren und immer wieder zum Thema ihres lyrischen und erzählerischen Werks gemacht hat. Damit wird zugleich eine ganze deutsch-jüdische Epoche sichtbar, vom Kaiserreich um 1900 bis zur Nazidiktatur.
Thomas Sparr leitete von 1990 bis 1998 den Jüdischen Verlag bei Suhrkamp und war Cheflektor des Siedler Verlags. Er ist heute Editor-at-Large im Suhrkamp Verlag in Berlin. Überdies hat er mehrere Bücher zu deutsch-jüdischen Themen veröffentlicht, die er als Gast auch im Jüdischen Salon vorgestellt hat.
Im Anschluss an die Veranstaltung haben Sie die Möglichkeit, noch bei einem Glas Wein im Warburg-Haus zu verweilen.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister