Es gibt wohl niemanden, der nicht schon einmal die Flucht ergreifen wollte – ob vor dem Krieg, vor einer Umweltkatastrophe oder vor einer Hungersnot, ob aus einer langweiligen Gesellschaft, einem sklavischen Arbeitsverhältnis oder einer belastenden Beziehung. Alexander Estis erzählt in seinem Kurzprosaband FLUCHTEN (2022) von gewollten oder ungewollten, realistischen oder absurden, erfolgreichen oder missglückten Fluchtversuchen.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat das Thema der Flucht eine neue, tragische Relevanz erhalten. Estis hat sich vor diesem Hintergrund vertieft mit den realen Fluchtgeschichten von Menschen aus der Ukraine und aus Russland befasst. Auch die mehrfache Fluchtgeschichte seiner Familie rückte erneut in den Vordergrund. Schon 1942 musste die Familie aus Kiew vor den Bomben fliehen, was sich jetzt, 80 Jahre später, mit Teilen der Familie wiederholt hat. Diese Ereignisse haben zu einer Erweiterung der Textsammlung geführt, die nun auch leicht fiktionalisierte Fluchtgeschichten von großer Aktualität und Tragik enthält.
Alexander Estis wurde 1986 in einer jüdischen Künstlerfamilie in Moskau geboren; 1996 siedelte er nach Hamburg über. Nach Abschluss eines Philologiestudiums arbeitete er als Dozent für deutsche Literatur an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er als freier Autor in Aarau (Schweiz). Der Prosaband FLUCHTEN (2022) ist sein sechstes Buch. Er verfasst Essays, Glossen und Kolumnen unter anderem für FAZ, NZZ, SZ und DIE ZEIT. Seine Radiobeiträge sind regelmäßig auf Deutschlandfunk Kultur zu hören. Für seine Texte erhielt Alexander Estis mehrfach Auszeichnungen und Stipendien. Derzeit ist er Stadtschreiber von Heilbronn.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister
Anmeldung unter info@heine-haus-hamburg.de