Sibirien, 1908: Ein Knall erschüttert den sibirischen Wald Tunguska. Zwei Jahrzehnte später plant Stalin einen autonomen jüdischen Bezirk an der Grenze zu China: Birobidschan. Was als stalinistisches Experiment der 1930er Jahre scheitert, wird in Tomer Dotan-Dreyfus’ Debütroman zum literarischen Dreh- und Angelpunkt. Birobidschan erzählt die ebenso unwahrscheinliche wie charmante Geschichte eines jüdisch-sozialistischen Schtetls im fernen Osten und knüpft damit an die jiddische Erzähltradition und den magischen Realismus an. Es sind „lebenskluge, tragische und merkwürdig komische Geschichten über einen Un-Ort, an dem die Zeit keine Macht hat“, meint rbb-Moderator Knut Elstermann.
Tomer Dotan-Dreyfus, 1987 in Haifa geboren, lebt seit zehn Jahren in Berlin und ist als freier Autor, Lyriker und Übersetzer tätig. Er studierte Philosophie und Komparatistik in Berlin, Wien und Paris und schreibt sowohl in hebräischer als auch in deutscher Sprache. Für die Arbeit an Birobidschan erhielt er 2020 ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats. 2022 erschien sein Essay-Band Meine Forschung zum O: Unlearning Sprache.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister