Wir erleben heute zugespitzte Debatten um gesellschaftliche Macht, Diskriminierung und Identität, basale Fundamente der liberalen Demokratie geraten in eine Krise. Die Grundlage eines universellen Humanismus und das Erbe der Aufklärung, die selbstverständliche Wahrheit über die Gleichheit aller Menschen, droht in Frage gestellt zu werden. Der Entstellung universalistischer Ideale schon in der Epoche der Aufklärung selbst – sie ging einher mit Rassismus und Kolonialismus - stellt Omri Boehm in seinem Buch „Radikaler Universalismus jenseits von Identität“ (2022) die Idee „eines wahren Universalismus“ entgegen, den er rekonstruiert aus einem „Neudenken“ der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung, von Kant’s Text „Was ist Aufklärung“ sowie der biblischen Erzählung von Abraham und Isaak im 1. Buch Mose.
Omri Boehm, geboren 1979 in Haifa, ist Associate Professor für Philosophie und Chair of the Philosophy Department an der New School for Social Research in New York. Er ist israelischer und deutscher Staatsbürger, hat u.a. in München und Berlin geforscht. Er schreibt unter anderem über politische und kulturelle Fragen in Haaretz, Die Zeit und The New York Times. Sein Buch Kant’s Critique of Spinoza erschien 2014 bei Oxford University Press, bei Propyläen erschien 2020 das Buch Israel – eine Utopie.
Frederek Musall, geboren 1973 in Berlin, studierte Jüdische Studien und Islamwissenschaft in Heidelberg und Jerusalem und promovierte 2005 im
Fachbereich Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte in Heidelberg, seit 2015 ist er ordentlicher Professor für Jüdische Philosophie und Geistesgeschichte an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg. Er forscht über die jüdisch-arabische Philosophie des Mittelalters (Moses Maimonides) und seit 2019 an dem Forschungsprojekt „Mekka und Jerusalem“ – ein Podcast zu den muslimisch-jüdischen Beziehungen“.
Gastgeber ist Klaus Loebell