Mit dem Aufkommen günstiger und handhabbarer Kameras ab Mitte der 1920er Jahre wurde die private Fotografie ein Leitmedium bürgerlicher Repräsentation. Gerade die jüdische Geschichte macht das deutlich. Familien, die Deutschland nach 1933 verließen, nahmen ihre Fotografien und Alben häufig mit auf die Flucht, selbst wenn sie ihr Gepäck auf einige wenige Koffer beschränken mussten.
Aber was erzählen die Bilder eigentlich? Auf den ersten Blick stehen sie quer zu den gängigen Vorstellungen jüdischen Lebens im Nationalsozialismus. Die Verfolgung und der Terror sind auf ihnen nur selten abgebildet. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sie sich aber als vielschichte Zeugnisse, die eine neue Perspektive auf die Geschichte des deutschen Judentums der Zeit eröffnen.
Robert Mueller-Stahl, 1991 in Berlin geboren, hat Geschichte und Politik in Göttingen und Madison, Wisconsin, studiert. Seit 2019 ist er Doktorand am Potsdamer Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung. In seiner Promotion geht er der Frage nach, was sich durch die Linse private Fotografien und Alben über das deutsch-jüdische Leben in den 1930er Jahren verstehen lässt. Er wird Auszüge seiner Forschungen vorstellen.
Gastgeberin ist Kristina Omelchenko