„Wer ein Orchester verlässt, blickt nicht mehr zurück“, schreibt Ofer Waldman und widmet seinen ersten Erzählband Singularkollektiv (2023) dann doch jener Welt, die jenseits des scheinbaren Glamours klassischer Musik liegt. Eine Welt unter der dünnen Firnis von Frack und Fliege, in der das Orchester einer weiten Steppe gleicht und wo es nach Blech und Öl, Holz und Schweiß riecht. Aus dem dünnen Spalt zwischen der Einsamkeit des Übungsraums und der Anonymität der Orchesterreihen, zwischen Musikbeamtentum und brotloser Kunst, dringen Fantasien, Beobachtungen, gesellschaftliche Aphorismen nach außen. Präzise beschrieben und scharfsinnig kommentiert von einem, der die menschlichen Untiefen des Orchestergrabens über viele Jahre selbst vermessen hat.
Ofer Waldman wurde 1979 in Jerusalem geboren und kam 1999 zum West-Eastern Divan Orchestra nach Berlin. Als Hornist hat er in diversen deutschen und israelischen Orchestern gespielt. Seit 2015 ist er als freier Autor tätig. Nach Singularkollektiv veröffentlichte er 2024 mit Sasha Marianna Salzmann Gleichzeit. Briefe zwischen Israel und Europa.
İdil Pulat wurde in Diyarbakır in der Südosttürkei geboren und begann ihre musikalische Ausbildung mit 11 Jahren in Istanbul. Als Cellistin ist sie in zahlreichen Kammermusik- und Orchesterkonzerte in der Türkei und in Europa aufgetreten. Sie ist Absolventin der Barenboim-Said Akademie und Mitglied im West-Eastern Divan Orchestra.
Gastgeberin ist Barbara Guggenheim, das Gespräch führt Sebastian Schirrmeister
Mit freundlicher Unterstützung der Hapag-Lloyd Stiftung.