Rahel Varnhagen (1771 – 1833) gilt als eine der herausragenden Frauen der Romantik und war für Heinrich Heine einst die „geistreichste Frau des Universums“. In ihrem berühmten Berliner Salon am Gendarmenmarkt empfing sie ab 1793 die Geistesgrößen ihrer Zeit. Rahel galt als eine Meisterin des Gesprächs, die die Menschen über alle unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und Klassenunterschiede hinweg zusammenzubringen verstand. Männer wie Frauen, Adlige und Bürgerliche, Politiker, Forscher, Künstler und Philosophen – darunter die Gebrüder Humboldt, Bettina von Arnim, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Schlegel oder Prinz Louis Ferdinand – kamen in ihre kleine Dachstube, um bei Butterbroten und Tee die großen Fragen der Zeit zu erörtern. Überdies war Rahel eine leidenschaftliche Briefeschreiberin, von ihrer Korrespondenz sind über 6000 Briefe überliefert. Das Leben wolle gestaltet sein, die „Wege muss man suchen“, lautet ein Motto ihres Lebens. Und doch musste diese Protagonistin deutsch-jüdischer Geschichte, die so viele Brücken mit- und untereinander herzustellen wusste, zeitlebens stets auch eine doppelte Ausgrenzung als Frau und als Jüdin erfahren.
In ihrem Theaterstück orientieren sich die Berliner Schauspielerin Anette Daugardt und ihr Partner Uwe Neumann vor allem an den Briefen und Tagebuchaufzeichnungen Rahels. Ein feinsinnig vorgeführtes, lebendiges Zeitgemälde über eine faszinierende Frau entsteht, das oft überraschend aktuell wirkt; gerade wenn es um einen immer wieder aufflammenden Antisemitismus oder so welterschütternde Erfahrungen wie Krieg und Frieden geht.
Gastgeberin ist Friederike Heimann