
In einer Zeit zunehmender antijüdischer Rhetorik und Politik dokumentierten deutsche Jüdinnen und Juden ihr Leben und ihre Umwelt in zahlreichen Fotografien. Profis ebenso wie Amateure unterschiedlichen Alters, Geschlechts und aus verschiedenen sozialen Schichten. Ihre von der Geschichtsschreibung bislang kaum beachteten Fotografien vermitteln unausgesprochene Ansichten, Emotionen und Selbstwahrnehmungen, zeigen Handlungsmacht und Gegenbilder zur NS-Propaganda. Basierend auf einer Datenbank mit mehr als fünfzehntausend Aufnahmen analysiert STILL LIVES jüdische Fotografie in Nazi-Deutschland im historischen Kontext ihrer Produktion und Überlieferung und untersucht eine Vielzahl von Reaktionen auf die sich verändernden Lebenswelten nach 1933. Als vieldeutige visuelle Dokumente, Kommentare und Erzählungen können die Fotos zeitgenössische schriftliche Quellen ergänzen, verkomplizieren und gelegentlich auch untergraben.
Rebekka Grossmann ist Assistant Professor für Migrationsgeschichte an der Universität Leiden (Niederlande).
Shira Miron ist Doktorandin am Fachbereich Germanistik und Literatur an der Universität Yale (USA).
Sarah Wobick-Segev ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Judaistik der Universität Hamburg.
Gastgeber ist Sebastian Schirrmeister